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Till Eulenspiegel

Wie sich Eulenspiegel in Hamburg bei einem Wagner als Stellmachergeselle verdingte und wie er sieben Furzkarren baute

Als Eulenspiegel nach Hamburg in die Stellmacherherberge kam, wohnte nahe dabei ein Wagner. Der rief ihn in sein Haus und fragte ihn, was er für ein Geselle sei. Er sprach: »Ich bin ein Stellmachergeselle.« Der Wagner sagte: »Ich habe eben keinen Gesellen. Willst du mir dienen?« Eulenspiegel sagte: »ja.«

Als er nun zwei Tage bei ihm gewesen war, hieß ihn der Wagner einige Sturzkarren fertigzustellen, denn er konnte ihm für drei Tage nicht helfen, weil er zu einer Kindstaufe reisen mußte. Eulenspiegel sprach: »ja, wie sollen denn die Sturzkarren werden?« Der Wagner war ein leicht erregbarer Mann, er wurde zornig und sagte im Spott: »Bist du ein Stellmachergeselle und fragst erst, wie ein Sturzkarren gemacht wird? Einen Furz auf Rädern sollst du machen!« Und damit reiste er ab.

Da ging Eulenspiegel in die Werkstätte und baute aus den Teilen, die für die Sturzkarren bereitstanden, sieben wunderliche Karren zusammen. Bei denen waren die beiden Räder aber hintereinander. Zwischen den Rädern war eine Holzlade auf der ein Reitsattel festgemacht war. Dafür ließ Eulenspiegel bei einem Sattler eigens sieben Sättel auf des Meisters Rechnung anfertigen. In die Holzladen baute er mit viel Geschick besondere mechanische Künste mit einem Stößel und einem Balg ein, die laut furzten, wenn die Räder gedreht wurden. Die Eisenteile hierfür ließ er von einem Schmied auf des Meisters Rechnung anfertigen.

Nach drei Tagen kam der Wagner von der Kindstaufe zurück. Doch als er in die Werkstätte kam, fand er statt der Sturzkarren nur die wunderlichen Karren, die Eulenspiegel gemacht hatte. Da wurde der Meister zornig und sprach: »Daß dich das jähe Fieber packe! Was hast du gemacht?« Eulenspiegel sagte: »ihr sagtet, ich solle einen Furz auf Rädern machen. Da dachte ich, es sollten sieben Furzkarren und keine Sturzkarren werden. Ich tat nur, was ihr mich geheißen habt.« Der Wagner sprach: »Was soll ich nun mit dem Narrenzeug tun? Solche Karren sind mir zu nichts nütze. Ich kann das nicht zu Geld machen.« Und er ergriff Eulenspiegel beim Hals und sagte: »Bezahl mir die Wagenräder, die du verdorben hast, und den Schmied und den Sattler.« Eulenspiegel sprach: »ja, wenn ich Euch alles bezahle, sollen die Furzkarren dann mein sein, die davon gemacht sind?« Der Meister sagte: »Was frage ich nach solchen Karren! Schaffe sie aus der Werkstätte, bevor sie mir zum Spott werden.«

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Also bezahlte Eulenspiegel alles und ließ die Karren vor seine Herberge schaffen. Und er dachte bei sich selbst: Du hast oft gehört, man könnte keine so seltsamen Dinge nach Hamburg bringen, daß man nicht Geld daraus löste. Da stellte sich Eulenspiegel mit seiner Ware vor die Kirche, verkaufte alle sieben Karren an die jungen Herren der Stadt, die darauf lärmend durch die Straßen rollten. Er löste damit viel mehr Geld aus, als er dem Wagner gegeben hatte.

Das wurde dem Wagner kundgetan. Den verdroß das sehr, und er lief vor die Sankt-Petrus-Kirche und wollte von Eulenspiegel auch die Kosten für das Holz und für das Werkzeug verlangen. Aber da war Eulenspiegel gerade hinweg mit seinem Geld, und der Wagner hatte das Nachsehen.